Informationen hinsichtlich der "technischen Daten" der Ausstellung

1. Diese Ausstellung zeigt „Originallithographien“. Was versteht man unter Originalgraphik?

Der Künstler hat eigenhändig die Druckvorlage erstellt, von denen diese Grafiken abgezogen wurden. Was hat man sich unter „Druckvorlage“ vorzustellen? Bei einem Holzschnitt kerbt der Künstler das Motiv in einen Holzstock ein, bei Lithographien, wie sie diese Ausstellung zeigt, malte er das Motiv auf Lithosteine, Zinkplatten oder auch Umdruckpapier auf.

2. Wie kommt denn das Motiv auf das Papier?

Die Druckvorlage wird mit Farbe eingerieben. Anschließend wird Papier aufgelegt und eine Reihe von Abzügen angefertigt. Ist die gewünschte Auflagenhöhe erreicht, wird die Druckvorlage zerstört. So war es zumindest in der berühmten Werkstatt Mourlot, die Chagalls Lithographien druckte, üblich, so Charles Sorlier, Mitarbeiter der Druckerei Mourlot. Der Abzug wird vom Drucker vorgenommen und vom Künstler überwacht.

Bei den Bildern, die Sie in dieser Ausstellung sehen handelt es sich also nicht um Unikate, wie es ein Ölbild oder ein Aquarell darstellt. Das heißt: Jedes Motiv gibt es nicht nur ein einziges Mal sondern mehrfach, entsprechend der Auflagenhöhe, die begrenzt ist. Der Künstler hat nicht unmittelbar auf das Papier gemalt, sondern auf Zinkplatten oder Steine, von denen dann Abzüge angefertigt wurden.

3. Wie wird denn eine Lithographie hergestellt?

Der Künstler bemalt mit fetthaltiger Farbe einen Stein oder eine Zinkplatte. Manchmal verwendet der Künstler auch Umdruckpapier, „ein gewöhnliches Blatt, das mit Leim überzogen wird...Man kann auf diese Papiere mit Bleistift, Feder und Tusche zeichnen, was den Transport von Steinen und Zinkplatten erspart und dem Künstler gestattet, seine Zeichnungen an Ort und Stelle zu machen.“ (Fernand Mourlot, Inhaber der gleichnamigen Werkstatt in der Chagalls Lithographien gedruckt wurden. Nachzulesen im Werkverzeichnis Lithograph 1, S. 10)

Man kann, wie Mourlot weiter erläutert, dazu auch Papiere verwenden, die mit einer Struktur versehen sind und auf diese Weise interessante Effekte erzielen. Das Umdruckpapier wird auf den Stein oder die Platte gelegt und so die Zeichnung übertragen. (Der Leim verhindert das Verwischen der fetthaltigen Farbe.)

Ist die Zeichnung aufgetragen, wird der Stein oder die Zinkplatte präpariert. Hier kommt es darauf an, dass dem Künstler ein guter Lithograph zur Seite steht, denn: "Eine schlecht dosierte Säurelösung oder ein ungeschicktes Schwärzen können das Ganze kompromittieren.“ (Mourlot, Lithograph 1, S. 11) Auch Chagall wurde von einem Lithographen unterstützt, nämlich Charles Sorlier, einem Meister dieses Faches,

Nach dem Präparieren der Platte, wird sie mit Druckfarbe eingewalzt. Der Präparationsvorgang führte dazu, dass nur bemalte Stellen Druckfarbe annehmen, die unbemalten Flächen die Farbe hingegen abstoßen. Für eine Farblithographie müssen mehrere Platten (für jede Farbe eine eigene) angefertigt werden. Das Resultat hängt dann vom Übereinanderdrucken der verschiedenen Druckplatten beziehungsweise Steine ab. Dann werden so viele Abzüge erstellt bis die vom Verleger und Künstler festgelegte Auflagenhöhe erreicht ist.

4. Wie hoch ist die Auflage der ausgestellten Motive?

Die Auflage der Lithographien aus dem „Exoduszyklus“ beträgt 285 Exemplare, wie im Werkverzeichnis Mourlot und in Charles Sorliers in seinem Verzeichnis der illustrierten Bücher Chagalls vermerkt ist. 250 Exemplare wurden auf dem Papier „Velin d`Arches“ abgezogen. Die Blätter dieser Ausstellung sind aus dieser Auflage von 250 Exemplaren. 35 Exemplare wurden auf Japanpapier abgezogen. Davon kamen 15 in den Handel, die übrigen 20 waren für den Künstler und die Mitarbeiter bestimmt

5. Wie wird garantiert, dass nicht nachgedruckt wird?

Charles Sorlier, einer der führenden Mitarbeiter der Druckerei Mourlot, der zum engen Mitarbeiter und Vertrauten Chagalls wurde, schreibt im Werkverzeichnis, Lithograph 5, S. 12:

"Dann überwache ich aufmerksam die Qualität der Auflagen und die genaue Anzahl der Drucke...Wurden einige Exemplare zu viel gedruckt, so werden sie sofort zerrissen. Chagall braucht somit nicht Tage oder gar Monate in der Druckerei zu verbringen, um sich selbst um einen rein technischen Teil zu kümmern, was für ihn nur Zeitverlust bedeuten würde und wofür er mir vollkommenes Vertrauen schenkt."

Nach Erreichen der Auflage wurden Steine und Zinkplatten geschliffen und vernichtet, wie Charles Sorlier an mehreren Stellen des Werkverzeichnisses zum Beispiel im Band Lithograph 4, S. 16, versichert. Auf diese Weise wird verhindert, dass zu einem späteren Zeitpunkt nachgedruckt werden kann.

6. Warum sind die Graphiken der Ausstellung weder signiert noch nummeriert?

Chagall hat die Frablithographien zum Exodusthema als Mappenwerk konzipiert. Lediglich die erste Seite der Suite ist nummeriert und signiert. Die einzelnen Motive wurden nicht signiert. So verführ Chagall auch bei weiteren Mappenwerken, wie z.B. dem berühmten Zyklus „Daphnis und Cloe“

7. Warum haben manche Grafiken in der Mitte einen Knick?                 

Diesen Knick finden Sie z.B. im Motiv „Die Wolke des Herrn“. Er rührt daher, dass Chagall dieses Motiv als Doppelblatt konzipiert hat, die Größe der Suite (Kassette) aber auf das Format der Einzelblätter ausgerichtet war. So wurde das Motiv nach dem Druck noch in der Lithographieanstalt auf das Format der anderen 23 in der Kassette enthaltenen Motive gefaltet.

Auch das Motiv „Der Gekreuzigte“ hat eine Mittelfalte. Dieser Knick ist nicht durch eine unsachegmäße Handhabung entstanden, sondern, weil die betreffende Graphik gefaltet und in die Publikation „Derriere le Miroir“ eingelegt wurde. Diese Kunstpublikationsreihe wurde von der Galerie Maeght in Paris herausgegeben und enthielt Originalgrafiken von Künstlern des 20. Jahrhunderts. Es gab Einzelblätter im Format dieser Publikation und auch Doppelblätter, die gefaltet und in der Mitte des Heftes eingelegt wurden. Der Knick stellt also keinen Mangel dar, sondern geradezu ein typisches Merkmal für Graphiken aus „Derriere le Miroir“.

8. Hat auch Sorlier Lithographien hergestellt?

Ja. Einige Lithographien brachte Charles Sorlier nach Gemälden oder Gouachen Chagalls auf den Stein auf. Chagall hatte ihn dazu autorisiert und bei dieser Arbeit angeleitet. Diese Lithographien sind, sofern sie vor 1955 erschienen gar nicht ins Werkverzeichnis aufgenommen worden, und nicht als Lithographien Sorliers gekennzeichnet.

Es kam vor, das Die Grafiken Sorliers als Originallithographien Chagalls verkauft wurden. Charles Sorlier schreibt dazu:

"Erst als die Käufer zahlreicher wurden, handelten skrupellose Händler meine interpretierten Blätter als Originallithographien. Diese unehrlichen Verkäufe brachten auch das falsche Gerücht in Umlauf, dass die Originallithographien Chagalls nicht von ihm seien, weshalb Chagall nun verlangte...dass mein Name auf allen von mir erstellten Werken erwähnt werden müsse, um jegliches Mißverständnis zu vermeiden." (Charles Sorlier im Werkverzeichnis "Lithograph 5", S.13)

Deshalb sind die Lithographien Sorliers, die nach 1955 erschienen, mit „CS“ gekennzeichnet und separat im Anhang zum Werkverzeichnis Band 5 aufgeführt.

9. Welche Rolle kommt Charles Sorlier im Hinblick auf die das grafische Werk Chagalls zu?

Vom Beginn der 50er Jahre an bis zu Chagalls Lebensende stand ihm sein Lithograph Charles Sorlier zur Seite. Er beschreibt die enge Zusammenarbeit mit Chagall so:

"Um seine Lithographien zu erstellen, zeichnet Chagall vorerst eine Komposition in Schwarz auf Stein, auf Zink oder auf Papier...Dieses Schwarz ist fast immer das vollständige Gerüst des Werks.

Nachdem er sich einige Probedrucke hat erstellen lassen, fügt er die Aquarell -oder Pastellfarben bei, was ihm gestattet, unter mehreren Ausführungen eine Auswahl zu treffen. Nach Fertigstellung dieses Musters führt Chagall dann das Werk aus.

Anschließend erstellen wir die farbigen Probedrucke, die wir ihm unterbreiten. Er ergänzt sie fast immer, korrigiert sie und fügt ihnen weitere Töne bei...

Meine Rolle als Gehilfe besteht darin, die Arbeit beim Drucker zu leiten, notfalls die Platten unter Anweisung des Künstlers zu retouchieren oder auf seinen Wunsch hin manchmal mit einer oder zwei Farben erhöhen, falls ihm dies notwendig erscheint. Diese Eingriffe...gestatten ihm vor allem, zu viele Pendelfahrten zwischen seinem Wohnsitz in Saint-Paul und Paris zu vermeiden.“

10. Gibt es Fälschungen?

Im Hinblick auf die biblischen Graphiken sind bisher keine Fälschungen aufgetaucht. Das ist auch naheliegend, da diese Motive verhältnismäßig preiswert sind und sich der Aufwand eine gefälschte Lithographie zu erstellen oder gar eine ganze Bibel zu fälschen überhaupt nicht lohnt. Manchmal werden jedoch Blätter mit einer sogenannten „Freundschaftssignatur“ außerhalb der signierten Auflage angeboten. Dem sollte man mit Skepsis begegnen, denn eine Signatur lässt sich einfach und ohne Aufwand fälschen. Unversehens kostet dann ein Motiv, das unsigniert Euro 1200.- kostet, Euro 4500.-.

Neben falschen Signaturen sind auch einige gefälschte Graphiken im Umlauf. Es handelt sich vorwiegend um sehr hochpreisige, signierte Blätter. Bedenken Sie, dass es Lithographien Chagalls gibt, die, obwohl sie nicht signiert sind, an die 20000.- Euro kosten. Hier würde sich ein Nachdruck eher lohnen, als bei Grafiken mit einem niedrigen Preisniveau.. Seriöse Kunsthändler kaufen Grafiken, bei denen auch nur der leiseste Zweifel besteht, gar nicht erst an. Außerdem halten sich gegenseitig auf dem laufenden tauschen sich aus und warnen einander, wenn Blätter auftauchen, die nicht in Ordnung sind.

11. Wer schützt Chagalls künstlerischen Nachlass?

Chagalls Tochter Ida Meyer erwirkte vor einiger Zeit per Gerichtsbeschluss, dass ein gefälschtes Ölgemälde ihres Vaters in ihrem Beisein zerstört wurde. Sie ist inzwischen verstorben. Nun aber wachen, wie Pfarrer Mayer aus Mainz (der Chagall persönlich kannte und Autor zahlreicher Chagallbände ist) die Enkel Chagalls, mit denen er in Verbindung steht, über sein Werk.

Auch Charles Sorlier, Chagalls enger Mitarbeiter und Vertrauter, den er als seinen „geistigen Sohn“ (wie Jean Adhémear formulierte) betrachtete wurde zum Hüter seines Werkes.

© Copyright: Kunst Buch Galerie Traudisch-Schröter 51674 Wiehl

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