Kein anderes Lied fasst die Weihnachtsgeschichte so kurz und prägnant in einem einzigen Bild zusammen: Stille Nacht – Heilige Nacht. Im Jesuskind ruht still und selig die Hoffnung und Zukunft der gesamten Welt. In ihm lebt und strahlt die Heiligkeit Gottes in die dunkle Nacht hinein.
In Oberndorf, einem kleinen Ort direkt bei Salzburg wurde 1818 dieses Lied zum ersten Mal öffentlich gesungen und aufgeführt. Der Hilfspfarrer Joseph Mohr hat es geschrieben und den dortigen Dorfschullehrer und Organisten Franz Xaver Gruber gebeten, es zu vertonen. Heute ist „Stille Nacht“ nicht nur das bekannteste Weihnachtslied weltweit, sondern wurde von der UNESCO auch zum immateriellen Kulturerbe Österreichs erklärt.
Warum war und ist dieses Lied so erfolgreich? Kein anderes Weihnachtslied erzeugt sofort dieses stimmungsvolle Bild, das fast alle mit Weihnachten verbinden. Zur Ruhe kommen, innere Stille und Besinnung finden, aber auch freudiges Staunen im flackernden Licht. Der Kindheit nachspüren, sich an den berührenden Moment der Geburt der eigenen Kinder erinnern und dabei das göttliche Wirken erahnen.
Das war zur Zeit der Entstehung des Liedes dringend nötig. Napoleons Größenwahn hatte hunderttausende Menschenleben gekostet, der Tambora-Vulkanausbruch fast zwei Jahre lang den Himmel verdunkelt und 1818 zerstörte in Salzburg ein verheerender Brand ein ganzes Stadtviertel und zwei Kirchen. Da sehnt man sich nach Frieden und Geborgenheit, nach Gott und seinem heilenden Eingreifen. Vielleicht ist das auch heute, in einer Zeit großer Umbrüche und Verunsicherungen, die Sehnsucht vieler Menschen. Eine Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit.
Text: Dan Peter
Kirchenrat, Referatsleiter Publizistik und Gemeinde, Evangelische Landeskirche in Württemberg